Wiśniewski B., Philon von Larissa. Testimonia und Kommentar.pdf

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VORWORT
Eine Saminlung
der Testin1onia über das Leben und die Lehre Philons
gibt es
bi heute noch nich·t.
Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der
er
te Teil
enthält einerseit
die
unbestrittenen
Texte, d. h. solche, in denen
Philon
N an1e
bezeugt ist, andererseits
die
unsicheren
Texte, die incerta,
von welchen man
zwar weder sagen kann, dass sie
Philons .Anschauungen
mit
Sicherheit wiedergeben
noch dass
sie
einem anderen Akademiker
entstammen
1,
die
aber den
.Ansichten
Philons nicht widersprechen und
ihn in irgendeinem Masse
erklären
und
ergänzen.
Den zweiten Teil bildet
ein
Kommentar. Sowohl die
Testin1onia als auch der Kommentar bestehen
aus folgenden
Kapit~ln:
1.
Leben
und
Wirken, 2. Erkenntnistheorie,
3. Rhetorik, 4.
Sittenlehre.
Im folgenden gebe ich eine kleine
Übersicht über dje Vorgänger Philons.
Karneades,
der Gründer der
neuen Akademie, wat
ein
vollkommener
Skei>tiker,
der nicht nur
die Möglichkeit der Erkenntnis der Wahrheit
leugnete,
sondern
auch die Existenz
der
Wahrheit selbst,
d.h. die
E~
tenz
des Seins bestritt.
Aus
praktischen
Gründen schuf er
die Wahr chein-
lichkeitstheorie,
um
das
Handeln im
gewöhnlichen
L
eben
zu
ermöglichen.
Sein Nachfolger Kleitomachos hat seine Lehre
aufgeschrieben,
di
on t
verlorengegangen wäre. Kleitomachos kam im
24. Lebensjahr
nach Athen
und nahm Kenntnis von allen
damaligen
philosophischen
Richtungen,
die den
grössten
Einfluss ausübten. Er
hörte die Vorlesungen
der Peri-
patetiker und Stoiker und schloss sich endlich
der neueren
Akademie
an, um
sie
nie mehr zu verlassen. Cicero lobt seinen
Scharfsinn
und den
Fleiss, mit dem
er
gearbeitet hat. Nach
Diogenes Laertios oll er
400
Werke geschrieben haben. Ausser den „Consolationes"
oll r auch
über
die
E:nox~
geschrieben haben (Oie.
Acad.
2, 98). Sein Mit chüler
Charmada
oder Obarmidas wird als Gründer der sogenannten „vierten
Akad nlie
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angesehen. Dieser
soll
Karncades bis
auf
seine R
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ah1nt
haben. Seine
eloqiientia
und . ein
erstaunliches
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berühmt. Was den Kampf der Rhetol' n nlit den
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hejt gehalt beizul gen.
Der beri.ilin1te chüler des Kleitomachos war Philon von Lari,· a.
Im
Kommentar wird ver ucht zu beweisen, dass die Philosophie Philons
in
der JVIitte zwi chen dem Skeptizismus des Karneades und Kleitomachos
einer eits und dem Dogmatismus des Antiochos andererseits
steht.
Philon
hat das Sein, dessen Existenz Karneades und Kleitomacho
·
leugneten,
angenommen. Da Sein soll jedoch nach Philon un rkennba;r bleiben,
und nur die Welt der physischen Phänomene kann der Gegen tand un
er
r
Erk nntni
,
ein. Philon schloss jedenfall die Möglichkeit nicht au ,
die \\a.hrheit zu erfassen. Sie könnte aber nur subjektiv
sein,
ein Resultat
un
ere,
Nachdenkens oder das Ergebnis der Überzeugungskraft
eine,
Redner . Demgemäss würden auch die Anschauungen auf dem Gebiet
der
Sittenlehre
relativ und subjektiv bleiben. Nach Philon gibt es zwei
Sittenlehren:
eine
für
den Weisen, der sich vom öffentlichen Leben fern-
halten darf, und eine andere
~
gemeine Menschen,
für
die das Wirken
im
öffentlichen Leben zur Pflicht wird. Philon nahm auch an dem Streit
der
Philo
ophen und Rhetoren teil, an dem sich seine Vorgänger Karnea-
des, Kleitomachos, Metrodoros und Oharmadas beteiligt hatten, und
äus.
erte
die .Ansicht, die philosophische .Ausbildung sei
für
den Rhetor
unentbehrlich.
r
1
1
2
3
V.
Brochard,
Les sceptiques grecs,
Paris 1959, S. 188.
Brochard,
op. cit„
S.
133.
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